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Der Sandmann. Eine Erzählung von E. T. A. Hoffmann, gelesen von Christiane Dors.
"Der Sandmann" ist eine 1816 erstmals veröffentlichte Erzählung des romantischen Autors E. T. A. Hoffmann.
Es ist vor allem eine finstere Erzählung über die Abgründe der menschlichen Psyche. Der Student Nathanael erzählt seinem Freund Lothar in einem Brief, er habe in der Gestalt des Wetterglashändlers Coppola den Advokaten Coppelius wiedergetroffen. Dieser hatte während Nathanaels Kindheit mit dessen Vater alchemistische Experimente durchgeführt, die letztlich zum Tod des Vaters führten. Coppelius steht seither eng in Verbindung mit dem Kindheitstrauma Nathanaels, weswegen er in ihm die Gestalt des "Sandmanns" zu erkennen glaubt, eines Monsters, das Kindern die Augen ausreißt. In seiner Verwirrung adressiert Nathanael jedoch den Brief nicht an Lothar, sondern an seine Verlobte Clara, die ihm in einem Antwortschreiben rät, seine Fantasie zu zügeln, da der "Sandmann" nur eine Ausgeburt seines Unterbewusstseins und Coppolas Ähnlichkeit mit Coppelius rein zufällig sei. Nathanaels Verhalten verändert sich im Fortgang der Erzählung: Er versinkt in düstere Träume und glaubt, dass das Leben von einer höheren Macht bestimmt wird. Er verstrickt immer tiefer in seiner Gedankenwelt und beginnt, über Coppelius und Claras Augen zu fantasieren. Schließlich wird er unter dem Einfluss seiner erschütternden Kindheitserinnerungen verrückt und verfällt einer Frau, die jedoch kein Mensch ist. Das Drama nimmt unaufhaltsam seinen tragischen Lauf…
Trauma, Wahnsinn und die dämonische Faszination der Liebe vermischen sich in Hoffmanns berühmter Erzählung . Schaurig-schön erzählt er von der inneren Zerrissenheit seines Protagonisten, seines Pendelns zwischen Realität und Phantasie. Die gesamte Geschichte stellt sich in diesem Sinne wie ein virtuoses Spiel dar mit Perspektivierungen, Verfremdungen und Verrätselungen. Ein Meisterwerk der Schwarzen Romantik. Dabei liefert ein Umstand aus unserer Gegenwart einen nicht unwichtigen Deutungsaspekt. Pro Jahr werden in Japan etwa 2000 Silikonpuppen verkauft. Für die Besitzer sind sie keine Sexpuppen, sondern Lebenspartner. Auch kommen längst schon Androiden zum Einsatz, die mit Menschen autonom kommunizieren können. Sie sind mit einem Computersystem verbunden und scannen den jeweiligen Gesprächspartner permanent. Sie verstehen Sprachen, können selber sprechen und Unterhaltungen führen. Sie blinzeln und bewegen den Mund, die Augen und ihren ganzen Kopf wie ihre menschlichen Gesprächspartner. In Japan wird bereits solch ein weiblicher Androide als Fernsehansagerin eingesetzt. Vergleichen wir diese Realität mit den Phantasien E. T. A. Hoffmanns vor über 200 Jahren, sollte uns dieser Zusammenhang in reines Staunen versetzen.
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Ljudbok: 3 september 2021
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