Astu tarinoiden maailmaan
Bedächtig fuhr der Zug in die kleine Bahnhofstation von Solitude ein. Der Waggon, in dem Emily saß, ruckelte, als hätte der Zugführer die Bremsen nicht richtig erwischt, ehe die Bahn anhielt. Emily warf einen Blick aus dem Fenster, an dem dicke Regentropfen ihre Spuren hinterlassen hatten. Grau und düster wirkte die Landschaft an diesem Oktobernachmittag. Dichter Nebel verschluckte alles, was mehr als ein paar Fuß entfernt lag. Emily erhob sich von ihrem Platz, umfasste den harten Griff ihres altmodischen kleinen Koffers und verließ das Abteil, das sie ganz für sich gehabt hatte. Überhaupt schien es ihr, als sei sie mit dem Fahrer und einem ältlichen Schaffner allein im Zug gewesen. Wer wollte auch schon nach Solitude außer ihr? Dieses winzige Nest an einem unbenannten Seitenarm des River Towy, das doch immerhin zur Ortschaft Carmarthen gehörte. Kaum hatte sie den Bahnsteig betreten, setzte sich der Zug hinter ihr wieder zuckelnd in Bewegung und entfernte sich. Emily stand auf dem verlassenen Gleis, und klamme Kälte kroch unter ihr Kleid. Sie sah sich um und schauderte. Statt eines Bahnhofsgebäudes gab es nur eine Art Unterstand für die Reisenden sowie einen leuchtend blauen Fahrkartenautomaten, der in der verlassenen Gegend wie ein Fremdkörper wirkte. Sie hatte den Bahnsteig viel einladender in Erinnerung. Als sie das letzte Mal hier gewesen war, hatte die Sonne geschienen, und Tante Matilda hatte auf sie gewartet. Die Tante hatte ein blaugeblümtes Kleid getragen, das über ihren rundlichen Hüften spannte, und auf ihrem Kopf saß ein dunkelrosa Hütchen, unter dem ihre silbernen Locken hervorlugten. Doch heute wusste ihre mittlerweile 82-jährige Tante nichts von Emilys Besuch. Emily wollte sie überraschen. Sie straffte die Schultern und wandte sich nach rechts. Vor ihr lag die schmale asphaltierte Straße, die sie nehmen musste, um zur nächsten Bushaltestelle zu gelangen.
© 2020 Kelter Media (E-kirja): 9783740956257
Julkaisupäivä
E-kirja: 3. maaliskuuta 2020
Avainsanat
Bedächtig fuhr der Zug in die kleine Bahnhofstation von Solitude ein. Der Waggon, in dem Emily saß, ruckelte, als hätte der Zugführer die Bremsen nicht richtig erwischt, ehe die Bahn anhielt. Emily warf einen Blick aus dem Fenster, an dem dicke Regentropfen ihre Spuren hinterlassen hatten. Grau und düster wirkte die Landschaft an diesem Oktobernachmittag. Dichter Nebel verschluckte alles, was mehr als ein paar Fuß entfernt lag. Emily erhob sich von ihrem Platz, umfasste den harten Griff ihres altmodischen kleinen Koffers und verließ das Abteil, das sie ganz für sich gehabt hatte. Überhaupt schien es ihr, als sei sie mit dem Fahrer und einem ältlichen Schaffner allein im Zug gewesen. Wer wollte auch schon nach Solitude außer ihr? Dieses winzige Nest an einem unbenannten Seitenarm des River Towy, das doch immerhin zur Ortschaft Carmarthen gehörte. Kaum hatte sie den Bahnsteig betreten, setzte sich der Zug hinter ihr wieder zuckelnd in Bewegung und entfernte sich. Emily stand auf dem verlassenen Gleis, und klamme Kälte kroch unter ihr Kleid. Sie sah sich um und schauderte. Statt eines Bahnhofsgebäudes gab es nur eine Art Unterstand für die Reisenden sowie einen leuchtend blauen Fahrkartenautomaten, der in der verlassenen Gegend wie ein Fremdkörper wirkte. Sie hatte den Bahnsteig viel einladender in Erinnerung. Als sie das letzte Mal hier gewesen war, hatte die Sonne geschienen, und Tante Matilda hatte auf sie gewartet. Die Tante hatte ein blaugeblümtes Kleid getragen, das über ihren rundlichen Hüften spannte, und auf ihrem Kopf saß ein dunkelrosa Hütchen, unter dem ihre silbernen Locken hervorlugten. Doch heute wusste ihre mittlerweile 82-jährige Tante nichts von Emilys Besuch. Emily wollte sie überraschen. Sie straffte die Schultern und wandte sich nach rechts. Vor ihr lag die schmale asphaltierte Straße, die sie nehmen musste, um zur nächsten Bushaltestelle zu gelangen.
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